Stand Januar 2020
Kuba
Ein Erfahrungsbericht für Fliegenfischer
Die Idee schlummerte schon lange in mir. Angeheizt durch die Berichte im Fliegenfischer-Forum habe ich nach einer Woche Grobplanung einfach mal für harte Fakten gesorgt und einen Flug nach Santa Clara auf Kuba gebucht. 11.Januar hin - 25.Januar zurück.
Mir wurde klar: Bezüglich der Fliegenfischerei auf Tarpon ist Vorsaison, aber die nur angesagten 26 Grad erschienen mir als sehr angenehm, nicht wie im Mai in der „Tarpon Prime Time“ mit 35 Grad. In ein Resort für 14 Tage wollte ich auf keinen Fall, und eine Woche auf einem „Nobelschiff“ der Avalon Flotte sollte auch nicht sein. Also Leihwagen her und mit Google Earth auf die Suche nach befischbaren Stellen gehen. Naja so einfach ist das alles nicht, im fast letzten kommunistisch regierten Land.
Hier noch ein rechtlicher Hinweis:
Dieser Reisebericht spiegelt meine eigenen, subjektiven Erfahrungen wider. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung dafür. Die Spielregeln in der Gesellschaft Kubas verändern sich schnell. Informiere Dich immer nochmals kurz vor Reiseantritt.
Bsp.: Reiseveranstalter, Regierung, Auswärtiges Amt, Wetterbericht, Versorgungslage (Benzin), Währung,…
So – nun viel Spaß beim Lesen!
Ulli Schneider
Inhaltsverzeichnis
1.Reisevorbereitung / Einreise nach Kuba
1.1 Einreisebedingungen
1.2 Sprache
1.3 Leihwagen
1.4 Tanken
1.5 Besonderheiten im Straßenverkehr
1.6 Währungs-System Stand Januar 2020
1.7 Meine Übernachtungen / Bemerkungen + Hinweise
2. Fliegenfischen auf Kuba
2.1 Angelerlaubnis und Do it youself (DIY) Flyfishing auf Kuba
2.2 Professionelle Touren / Guidings
3. Fliegenfischen auf Cayo Santa Maria
3.1 Der alternativlose Platzhirsch!
3.2 Bäh – Windstärke 7, ich dacht das gibt´s hier nicht!
3.3 Am Weg-Ende kommt hoffentlich die Wende!
3.4 40km Streetfishing – Weltrekord!
3.5 Die Tarpon-Tour mit Crazy Guide Juan Manuel + Lehrling Ulli
4. Auf Hemingways Spurensuche
4.1 Auf Archipel Cayo Coco / Cayo Guillermo / Cayo Romano
4.2 Ein unvergesslicher Bonefish-Tag mit richtig dicken Dingern!
5. Südlicher: Zwischen Cienfuegos und Trinidad
5.1 Ein Traum-Strand zum Fliegenfischen
6. Das Ende naht!
7. Die Ausrüstungs-Tipps für Kuba
1.Reisevorbereitung / Einreise nach Kuba
1.1 Einreisebedingungen
Zwingend benötigst Du:
- Reisepass,
- Kuba Touristenkarte für 25,- Euro über ein Reisebüro besorgen,
- Nachweis einer Krankenversicherung in der Landessprache (Gab es bei der AOK in Spanisch),
- Nachweis einer Unterkunft für die ersten 3 Nächte
1.2 Sprache
Landessprache ist Spanisch,
Online Sprachübersetzer wie z.Bsp. Vasco Mini funktionieren in Kuba nicht!
Also packe ein Wörterbuch ein und installiere eine Offline-Version auf Dein Handy! Oder lerne Spanisch.
Mein Reisegebiet
1.3 Leihwagen
Alle Mietwagenfirmen sind quasi staatlich und nach den Erfahrungsberichten immer verhältnismäßig teuer und sehr schwer vor Ort in Kuba buchbar. Mir wurde empfohlen, mindestens 4 Wochen im Voraus bei einem Kuba-Reise-Spezialisten in Deutschland zu buchen. So habe ich bei „Island and More“ in München für straffe 1100,- Euro rechtzeitig gebucht und es hat prima funktioniert. Mir wurden alle wichtigen Informationen und eine Straßenkarte zugeschickt. Perfekt, da reine Navigationsgeräte nach Kuba nicht eingeführt werden dürfen.
Ich habe mir allerdings die App „Karte von Kuba offline“ auf das Handy geladen und das hat perfekt funktioniert oder besser gesagt, ohne diese App wäre es sehr schwierig geworden.
Bei der Fahrzeugübergabe sind die Visa Karte und der deutsche Führerschein zwingend notwendig. Dazu werden 200 Euro Kaution und 140 Euro Fahrzeugversicherung vor Ort fällig.
Die auch von deutscher Seite empfohlene Zusatzhaftpflichtversicherung für das Fahrzeug habe ich weggelassen. Bei der nächsten Reise würde ich aber eine abschließen.
1.4 Tanken
Sprit ist knapp in Kuba. Den Leihwagen habe ich mit ca. 15 Litern übernommen. Die nächste Tankstelle war 20km weg und dort ging die Diskussion um Sprit los. Der Tankwart hat mir letztendlich doch für 20 CUK ca. 15 Liter Benzin genehmigt und ich war schon mal tanktechnisch vorgewarnt. Auf der Tour habe ich dann die Kiste immer voll bekommen und die 5-Liter-Wasserflasche dreiviertelst vollgehabt. Man kann derzeit davon ausgehen, daß bei landesweiten Engpässen die Touristen etwas bevorzugt bedient werden und die Weiterfahrt ermöglicht wird.
1.5 Besonderheiten im Straßenverkehr
In Kuba wird rechts gefahren, rechts geritten, rechts gelaufen – das ist schon mal gut! Beim Überholen hupt man den Vorausfahrenden 2x kurz an. Kleine Straßen und Gassen sind oft Einbahnstraßen und mit leicht zu übersehenden Mini-Einbahnstraßen-Schildern gekennzeichnet. Fahrt bei Dunkelheit sollte man unbedingt vermeiden.
1.6 Währungs-System Stand Januar 2020
Es gibt in Kuba den Kubanischen Peso für die Einheimischen und
für die Touristen den Peso Convertible. Dieser wird auch als CUK bezeichnet.
Hier der Wechselkurs Stand Januar 2020:
1 Dollar = 1CUK = 1,10 Euro = 24 kubanische Peso
Auf meiner Tour habe ich weder mit Euro noch mit Dollar bezahlen können. Der CUK war meist angesagtes Zahlungsmittel. Am günstigsten konnte man den Euro in CUK in Wechselstuben tauschen. In Remedios am Automaten habe ich auch einmal erfolgreich mit der VISA CUK gezogen.
Bei kleineren Einkäufen wurden mir auch manchmal die einheimischen Kubanischen Pesos rausgegeben.
Mit den Kubanischen Pesos kann man Obst günstig kaufen oder sich, für einen sehr schmalen Taler auf der Straße, mal richtig satt essen.
Für 24 CUK rund 22 Euro, kannst Du schon mal einen Lobster im Touristen-Restaurant verspeisen.
1.7 Meine Übernachtungen / Bemerkungen + Hinweise
Falls Du wie ich als „Backpacker“ unterwegs bist, stehen Dir die tollsten Hotel-Anlagen, Hotels, Campismos (preiswerte Bungalows) und mittlerweile privat geführte Unterkünfte, sogenannte „ Casa Particular“, zur Auswahl.
Wie schon erwähnt, Du musst bei der Einreise für die ersten drei Tage die Übernachtungen vorweisen können, sonst erfolgt die Zwangseinweisung.
Vom Flughafen Santa Clara in Richtung Norden sollte es für die erste Nacht die wohl nächstgelegene Casa Particular werden.
Im Netz gesucht, schnell gefunden und gleich gebucht im 20km entfernten Camajuani: Casa „CubAustria“ für 30 CUK. Was soll da schon schiefgehen!
Hostel CubAustria
Dort angekommen, wurde ich überraschend im orginal österreichischen Dialekt von Klaus dem Hausherrn begrüßt, von Frau Ceci herzlichst umarmt und war somit in Kuba so richtig angekommen. Die Beiden haben mich am Abend noch so richtig für Kuba formatiert und das gab mir Sicherheit.
CubAustria Hostal
Camajuani, Cespedes No.16e / Raul Lara y Lutz Caballero
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Schönes Zimmer mit Bad und WC, Alles Tippi Toppi, 30 CUK, Tolles Frühstück – 5 CUK
Authentische Umgebung, Beste Informations-Möglichkeiten, Sehr empfehlenswert
Weiterfahrt auf Cayo Santa Maria – dort gibt es nur Hotelanlagen vom Feinsten!
Sol Cayo Santa Maria
Hotel-Anlage "Sol Cayo Santa Maria"
Meine Basisstation für die Tarpon-Tour mit FlyFishingTheRun
Alles inklusive, Pina Colada & Essen bis zum Abwinken, absolut erholsam, 70 CUK / Nacht
Ich hatte 3 Übernachtungen vorgebucht. Aufgrund der Terminverschiebung meiner Tarpon-Tour (Windstärke 7) habe ich hier noch eine Nacht nachgebucht.
Casa Frank und Arelys
Villa Colonial bei Frank & Arelys
Remedios, Maceo No.43/Ecke Av General Carrillo
www.casa-villacolonial.com, 30 CUK/Nacht + 5 CUK Frühstück, Dinner möglich!
Absolut intaktes Kolonialhaus, wunderschön eingerichtet, sehr empfehlenswert. Ein unvergessliches Erlebnis!
Sitio la Güira
Sitio la Güira auf Cayo Coco
Ein nachgebautes Köhler-Camp mit reetgedeckten Hütten und einer überdachter Speise-Bar.
Die Hütten haben Bad, WC und Klimaanlage. Sito la Güira ist die einzige einfache Unterkunfte auf Cayo Coco.
Kostenpunkt: 25CUK/Nacht + 5CUK Frühstück, Mücken in der Regenzeit gratis!
Das Restaurant auf dem Gelände vom Campisimo Playa Guajimico
Campismo Playa Guajimico
An der Küste südlich von Santa Clara bzw. unterhalb der Küstenstraße nach Trinidad gelegen.
Bungalows mit Bad und WC, nettes Restaurant, 36 CUK inkl. Frühstück zzgl. 2CUK für die Auto-Bewachung.
Hostal Arloiris de Maria (ohne Foto)
Im Fischerdorf La Boca 8km westlich von Trinidad.
Sehr einfach. Habe das Frühstück nicht bestellt. 25 CUK/Nacht,
Es gibt im Fischer-Dorf auch noch einige Alternativen.
Immer Ordnung im Mietwagen!
Praktischerweise im Mietwagen schlafen
Das ist oft sehr praktisch und kostensparend. Die schönsten Fisch-Plätze sind nun einmal fernab der Zivilisation oder der Rum verhindert die Weiterfahrt.
Die Übernachtungsplätze waren:
- Playa los Pinos auf Cayo Paradeon Grande NO von Cayo Romano
(Noch) traumhafter Strand auch zum Fischen, leider Windstärke NO 7, unweit von Playa los Pinos, am 52m hohen Leuchtturm „Faro Diego Velazquez“, Baujahr 1859, rattern schon unaufhörlich die Bulldozer und blubbern die Beton-Pumpen. Bald ist die Einsamkeit dahin!
- Parkplatz Villa las Brujas (Cayo Santa Maria)
Nach einer abendlichen Fahrt von Cayo Roman nach Cayo las Brujas. Ankunft war erst 1 Uhr morgens.
- Unweit vom Traum-Angel-Strand bei Camilo Cienfuegos (30km vor Trinidad)
Unweit vom Traum-Angel-Strand mit Bonefish und Yellowfin bei Camilio Cienfuegos, Fisch verschenkt - nette Einladung zum Essen erhalten.
Anschließend nach kleinem Umdrunk vorm Haus auf Straße im Auto schön geschlafen.
PS: Kubaner ohne staatlicher Lizenz dürfen keine Ausländer beherbergen!
Mit dem Mietwagen auf Kuba hast Du das unschätzbare Privileg, überall hinzufahren, überall anzuhalten, kannst Dir das authentische Kuba reinziehen und als Fliegenfischer `ne tolle Schnupper-Tour durchziehen. Wenn Du so 1-2 Stunden vor Anbruch der Dunkelheit Dich um Deine Übernachtung bemühst, wirst Du wohl immer ein Dach über dem Kopf finden. Ich habe auf der Tour absolut keinen unfreundlichen Menschen getroffen und bin nie in eine kritische Situation hineingeraten. Vielleicht habe ich etwas Glück gehabt, aber das sind meine Erfahrungen.
2. Fliegenfischen auf Kuba
2.1 Angelerlaubnis / DIY – Do it youself Flyfishing auf Kuba /Guidings
Als Deutscher fragt man sich selbstverständlich zuallererst, wie das so mit dem Erlaubnis-Schein für die Fischerei funktioniert. So habe ich im Vorfeld recherchiert, Anfragen gestellt, aber dabei keine klaren Antworten bekommen.
Fakt ist, das Angeln auf den Dämmen zu den Cayos ist verboten und Fakt ist auch, es wird kräftig dort geangelt, ganz entspannt, auch nachts! Keinen hat es auf meiner Reise irgendwo interessiert. Egal ob Du Kubaner mit der Hand-Angel oder ein Tourist mit der Fliegenrute bist.
An der Küste scheint das Fischen, ausgenommen von Naturschutzgebieten, frei zu sein. Beispiel: Ich stand ca. 50m von der Küste entfernt auf den Flats und wurde lediglich vom Militär, welches am Strand aufkreuzte, gefragt, ob das im Busch geparkte Auto zu mir gehört. Nach Gestikulation musste ich nicht einmal aus dem Wasser und konnte in Ruhe weiter fischen. Ist doch angenehm, wenn da draußen einer auf die Karre aufpasst! Oder?
In der Endkosequenz war ich 10 Tage im Salzwasser ohne Erlaubnisschein sorgenfrei fischen.
2.2 Professionelle Touren / Guidings
Hast Du wenig Zeit und viel Geld, so kannst Du hochprofessionell auf Kuba Fliegenfischer-Touren buchen. Avalon ist mit Hotelschiffen im Süden für eine Woche unterwegs, Du bist im Epizetrum der Hot-Spots und erlebst bei den täglichen Ausfahrten mit Deinem Skiff vom Mutter-Schiff aus wohl die tollsten Abenteuer. Ich habe keine Ahnung wie es läuft, wenn da mal eine Sturm-Woche dazwischen kommt. Die 4000 USD sind jedenfalls erst mal im Voraus gezahlt, ohne Flug versteht sich.
Avalon organisiert auch Skiff-Ausfahrten im Norden ab Cayo Cruz. Dort muss man mindestens 3 Ausfahrten a 400,-USD im Paket buchen um zum Werfen zu kommen. Sagenhafte 366km2 Wasserfläche für nur vielleicht 10 Skiffs. Könnte auch sein Geld wert sein. Unglaublich und einmalig, in solch einem Schutzgebiet einmal fischen zu können.
Bei der Firma FlyFishingThe Run habe ich eine Tages-Tour gebucht. Siehe 3.1
3. Fliegenfischen auf Cayo Santa Maria
1 Marina Gaviota auf las Brujas. Hier starten die Boots-Touren von FFTR
2 Wendepunkt meiner Erkundungsfahrt
3 Unerreichtes Ziel
4 Vom Boot gesichteter Traumstrand für Flifi (Hotel Buenavista)
5 Vom Boot gesichteter Traumstrand für Flifi (Hotel Ensenaches)
6 40km Brücken-Angeln an der Küstenstraße „El Pedraplen“
Wenn von Cayo Santa Maria berichtet wird, ist meistens gleich die gesamte Inselkette, inklusive der 2 kleineren Inseln Las Brujas und Ensenacho, gemeint.
Bis in die 90er Jahre gab es hier nur Natur pur. Die Mücken und die Fische hatten die Oberhoheit. Fidel hat mit der 40km langen Straße durch das Meer „El Pedraplen“ die drei Keys erschlossen und jetzt gibt es schon über 15 großräumige Hotel-Anlagen drauf.
Ich hatte zur Akklimatisierung und als Ausgangsbasis 3 Tage im Resort gebucht. Nicht schlecht, mal 3 Insel-Räuber-Tage mit diesem Service zu genießen. Den Unterschied zw. Mojito, Cuba Libre, Daiquiri, Cubanito und Mulata habe ich dabei ansatzweise gelernt.
3.1 Der alternativlose Platzhirsch!
Die Satelliten-Aufnahme des Archipels Cayo Santa Maria / FFTR
Der Platzhirsch auf Cayo Santa Maria ist unzweifelhaft die Firma FlyfishingTheRun, kurz FFTR. Die findest Du in der Marina Gaviota direkt neben der Villa las Brujas auf Las Brujas unweit von Cayo Santa Maria. Der Kostenpunkt pro Tour beträgt 400 USD + zuzüglich Trinkgeld für den Guide versteht sich. Das ist nicht ganz billig, aber wenn da draußen dicke Tarpons, Bonefische, Snooks und vielleicht auch noch Permits rumschwimmen, muss das schon mal sein. Die dicken Tarpons sind allerdings erst Mai / Juni an der Küste.
Buchbar sind die Touren bei:
FFTR Secretario Claudia Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder auch rechtzeitig von einem Hotel auf Cayo Santa Maria aus.
Ich habe von Deutschland aus für den 2. Aufenthaltstag auf Kuba gleich eine Tagestour bei FFTR gebucht und bezahlt.
3.2 Bäh – Windstärke 7, ich dacht das gibt´s hier nicht!
Gut geschlafen im Resort, ganz schön aufgeregt, zeitiges Frühstück, volle Konzentration, alle wichtigen Angelsachen schnappen, ab in den Leihwagen, Fahrstrecke Cayo Santa Maria – Hafen Marina Gaviota auf Las Brujas ca.12km, 8 Uhr geplante Ausfahrt für die viele Kohle mit FFTR!
Der Windfinder Pro sagt West 7 voraus und das auch noch für die nächsten drei Tage!
Comandante oder der Vorsortierer
Nette Begrüßung durch Guide Juan Manuel von FFTR. Wir besprechen die windige Lage und ich akzeptiere mit etwas länglichem Gesicht verständnisvoll die Terminverlegung. Letztendlich war es aber ein fairer Vorschlag. Jedenfalls machen wir noch die Ausrüstungsbesprechung und die Vorsortierung der selbstgedrehten Fliegen. Ich bekomme eine 1+ darauf, bin schon mal froh, die richtigen Mücken dabeizuhaben. Wir sehen uns in 3 Tagen wieder!
3.3 Am Weg-Ende kommt hoffentlich die Wende!
Hast Du kein Resort gebucht, wird es mit dem Strandzugang auf Cayo Santa Maria sehr schwierig oder besser gesagt es ist fast unmöglich.
Am Ende der Verlängerung der Küstenstraße „El Pedraplen“ hatte ich auf Google Maps ein verheißungsvolle Stelle zum Fischen ausgemacht. Das Ganze sah in der Realität dann so aus: Die Straße war ein halb gesperrter Weg mit nicht verschlossener Schranke, Riesenlöchern und „nur leicht“ zugewachsen. Naja – mit dem Leihwagen hätte ich eigentlich noch einen Gaucho mit einer langen Machete engagieren müssen. Anfänglich noch positiv gestimmt wurde mir portionsweise aller überwundenen, durchdrungenen 100m, immer mulmiger. Nach ca. der Hälfte des Weges versagte das Deodorant und schweißgebadet habe ich mich dann lieber nach einer Wendestelle umgesehen. Nach weiteren 100m, an einem von Norden einmündenden Weg, konnte ich nicht nur wenden, ich hatte sogar Zugang zum Wasser. Na aber - Rute raus, Flat Sneakers an, Sonnenschutz drauf, Polbrille und wie angenehm ist doch Wasser mit 26 Grad und eine Fliegenrute in der Hand! Das bewatbare, kleine Terrain ca. 40m Länge spendete mir in einer halben Stunde 3 handflächengroße, wirklich hübsche Fische. Es war mittlerweile 17 Uhr, 18Uhr wird es dunkel – rascher Rückzug, Piste zurück, ab ins Resort! Fazit: Der befischte Bereich wird schnell sumpfig, also Note 3-4 alte Skala. Angestrebten Fischplatz nicht erreicht, es waren noch ca. 2km. Leicht unzufrieden. Diesen Weg müßte man eigentlich einmal zuende gehen!
PS: Nordöstlich liegt das Naturreservat. Begehbar nach Bezahlung, aber Angeln verboten. Das waren meine Infos zur südöstlichen Spitze von Cayo Santa Maria.
3.4 40km Streetfishing – Weltrekord!
Vor dem Resort-Hotel Sol Cayo Santa Maria packe ich, aus dem Auto, meine Fliegenfischer-Ausrüstung aus und werde vom angelnden Taxi-Chaffeur Torge Aurelio (Phon: 52742328) angesprochen. Es stellt sich heraus: Er ist ein „Brücken-Kenner“. Ich habe Ihn sofort ausgequetscht und somit standen für den nächsten Tag die Koordinaten fest.
Der Taxi-Chauffeur Torge Aurelio mit seinem rollenden Museum ist absoluter Brücken-Kenner!
Die besten 7 Angel-Brücken
Brücke 29: Ansage: „The Barrakuda Bridge“ - Prompt Barrakuda gefangen.
Brücke 17 und 16: Ansage: „Bonefish“ - An der Brücke 16 waren Straßenarbeiten im Gange. Die Puente 17 „Chao Chao“ war prima zum Fliegenfischen. Zwar kein Bonefish, aber dafür einige Snapper, 2 kleine Snooks und einen schönen Fisch im Drill verloren.
Brücke 15,12,11: Ansage: „Gutes Fischen“ - Alle drei Brücken inspiziert und gefischt. Die Brücke 11 ist klein, aber hat bei Tidenhub ordentlich Strömung. Gefangen: kleine Snapper.
Brücke 9: Ansage: „Große Brücke - große Fische, Tarpon möglich“ - Es ist die größte, höchste und längste Brücke mit enormem Wasserdurchsatz bei Gezeiten. An den Brücken-Enden ist das Fischen mit der Fliegenrute nahezu unmöglich. Ich habe es auch so dabei belassen. Es ist mit Sicherheit ein sehr guter Fischplatz, aber nur für die Spinnrute.
Barrakuda auf Ansage an Brücke 29!
BrückenBarsch
Fazit Fliegenfischen 40km StreetFishing:
Taxi-Chaffeur Torge hat mir nicht die Taschen voll gehauen. Wenn man bei auflaufendem Wasser schwerpunktmäßig die obig genannten Plätze befischt, kann es schon mal richtig krachen. Jedenfalls hat man dort immer seinen Spaß mit Needlefish, Snapper & Co. Die „Flats“ neben der Straße zu bewaten ist nicht einfach bzw. in den meisten Fällen unmöglich. Entweder ist der Untergrung zu schlammig oder das Wasser ufernah zu tief. Ich habe es an vielen Stellen versucht. Nach langem Suchen war es zwischen Brücke 12 und 13 möglich, aber ohne Fisch-Erfolg. Ansonst: Kontrolliert wurde ich nicht, das sichere Abparken des Autos neben der Straße war kein Problem, der Verkehrslärm nervt zuweilen etwas: Ich habe aber letztendlich dennoch einen sehr interessanten, schönen Tag beim „40km StreetFishing“ gehabt!
3.5 Die Tarpon-Tour mit Crazy Guide Juan Manuel + Lehrling Ulli
Comandante in Fahrt
Der große Tag. Meine allererste Tarpon-Tour steht an. Der Windfinder meldet West 4-5 und es wird locker bewölkt sein bei 26 Grad Lufttemperatur.
Ich habe alles generalstabsmäßig vorbereitet und montiert:
- Bonefish-Rute mit #8 Schwimmschnur + Vorfach 15lb
- Baby-Tarpon-Rute mit #10 Schwimmschnur + Vorfach 60/80lb
- 12erTarpon-Rute mit IntermediateSchnur + Vorfach 60/80lb
Manuel hatte das Skiff gut vorbereitet. Ruck zuck wurde abgelegt und nach 5 Minuten waren wir schon am ersten Stopp in den Mangroven angelangt. Schmaler Chanel, Motor aus, an die Arbeit.
Manuel gab mir wie mein Stabs-Feldwebel vor 36 Jahren kurze und prägnante Befehle:
Wurfrichtung: Links 9 o`clock, Gerade aus 12 o`clock, rechts 3 o`clock
Forget the trout set – Bite, wait a moment - only Strip Strike!
Im Kopf soweit klar, Körper programmiert – die Nervosität steigt!
Manuel klettert hinten auf seinen „Aussichtsturm“, ich gehe barfuß vorn in „The Bar“.
Dann: 12m Flugschnur von der Rolle, Probe-Wurf, den Fliegen-Lauf im Wasser checken, die #10 Floating Line sauber auf das Deck gelegt, Schnurverbindung aus dem Spitzenring, Fliege in die Hand. Ich melde Einsatzbereitschaft.
Manuel stakt das Skiff durch den Dschungel, wunderbare Totenstille und ich versuche zu genießen. 3 Monate habe ich doch von diesem Moment geträumt.
Nach 10 Minuten zeigt sich zwischen den Mangroven der erste Baby-Tarpon. Der Chef dreht das Boot freundlicherweise von Back-Hand auf Normal-Wurf. Ich werfe ganz nah ran an das Gebüsch. Einmal, zweimal und beim dritten Mal kommt der BT heraus aus dem Gestrüpp. Befehl von hinten: schneller, Stopp, schneller, schneller – 3m Flugschnur waren noch außerhalb der Ringe und dann erst kam die Attacke – absolut aggressiv und blitzartig. Meine Reaktion darauf war eine Handlung im Affekt. Seitlicher Anschlag, wie beim schottischen Bootsfischen, wenn Green Peter schon fast aus dem Wasser ist und die Brown Trout aus der Tiefe kommend und doch noch zuschnappt. Das Ergebnis hier: Der Tarpon erwischt die Fliege nicht, ich staunend und Mund offen und Manuel tanzt lautstark Rumpelstilzchen auf seinem Table da hinten oben. So, na das ging erst einmal in die Hose!
Weiter geht es in einer rasanten Bootsfahrt mit kühlendem Fahrtwind durch Mangroven-Chanels über Flachwassergebiete zum nächsten HotSpot. Wir steuern eine kleine mangrovenumsäumte Insel an. 100m davor, Motor aus und es geht wieder an die Arbeitsplätze. Die Sonne bruzelt, ich ziehe den SunGaiter über Nase und Ohren, rücke die Polbrille zurecht. Jetzt nur noch durch die Nase ein und durch den Mund ausatmen, sonst beschlägt die Sichthilfe. 30m vor der Insel kommt von hinten oben der Vorbereitungsbefehl, 5m später die unmissverständliche Aufforderung „ Cast 11 o clock, nearest to the mangroves“. Ich fange an zu werfen, verlängere die Leine auf 15m, Rückwurf - die Schnur streckt sich, dann sanfter Doppelzug und weg damit. Die Runningline flutscht verhedderungsfrei durch die Ringe, ich bremse leicht, Vorfach streckt sich und 40cm vor den Mangroven platscht die 3/0er Fliege auf das Wasser. Das passt, denke ich, und sofort kommt von hinten: Strip, Strip, Wait, Strip, Wait und dann geht alles rasend schnell. Ein Tarpon springt, meine Schnurhand hält die Leine kurz, kräftig fest und wieder los und schon macht die Fliegenrolle die schönste Musik und der Schnurknoten zum Backing knattert durch die Ringe. Ein Hochgenuss! Ja eigentlich habe ich den Biss nicht quittiert, nur die Schnur kurz festgehalten - aber der Haken sitzt. Gott sei Dank bleibt der Fisch im Freiwasser und macht keine Anstalten, im Wurzelwerk verschwinden zu wollen. Nach 3 Fluchten landen wir meinen ersten Tarpon. Ich bin überglücklich und erleichtert. Comandante ist auch zufrieden und lobt den Lehrling sogar.
Der allererste Tarpon
In der Folge des Tages fabriziere ich noch einen Fehlbiss. Der Fehler: Tarpon verfolgt sichtbar die Fliege. Ich stoppe, strippe ein und wenn dabei die Attacke kommt, soll oder muß man einen kurzen Moment warten und dann erst den Haken mittels „Strip Strike“ setzen. Leicht gesagt, einfach zu verstehen, aber in der Hitze des Gefechtes nicht ganz einfach auszuführen. So habe ich dem Silberpfeil wohl die Fliege aus dem Maul gezogen. Comandante hat getobt! HiHi.
Unter Mittag fange ich einen weiteren Tarpon. Nicht übermäßig groß, aber eine schöne nachvollziehbare Situation. Das Timing und der Strip Strike haben gepaßt. Danach fange ich einen relativ kleinen Fisch, wollte den eigentlich gleich außerhalb des Bootes releasen, da macht Comandante hinten oben einen Freudentanz. Snook, Snook, it ´s a Snook! Hm – habe ich doch schon alleine an der Brücke gefangen, dachte ich. Aber in Kuba zählt scheinbar Snook, wie Tarpon, Permit und Bonefish, mit zum kleinen Grand Slam, so verstand der Lehrling jedenfalls die Situation. Wir legten gemeinsam fest, in der verbleibenden Zeit noch eine Stunde auf Tarpon und 2 Stunden auf Bonefish zu angeln.
Snook !
Manuel steuerte einen traumhaften Küstenabschnitt (siehe Marker7 auf Karte) an. Traumstrand zum Baden mit ufernahen tiefen Rinnen. Scheinbar ein super Revier, um vom Strand aus mit der Fliege zu fischen. Sofort hat sich die Stelle in meine Gehirnsrinde eingebrannt. Allerdings sind, laut Kartenrecherche, diese Strandbereiche von landwärts anscheinend nur über die Hotel-Anlagen Buenavista und Ensenaches zu erreichen. Das müsste man erst einmal noch näher prüfen.
Wir erreichen einen tieferen, breiteren Chanel, durch welchen bei Flut die gigantischen Wassermassen in das Hinterland strömen. Das sind die Stellen für die Rutenklasse #12 mit Schnüren von Intermediat bis 500 grain, wenn im Mai die ganz dicken Dinger so bis 130lb kommen. Ich bekam die Instruktion: Größte Vorsicht, sauberste Schnurablage an Deck, bei Anbiss Haken setzen und Fisch erst einmal flüchten lassen. Nach 10-12 erfolglosen Würfen geht es schon weiter zum nahe gelegenen „Tarpon Airport“ (siehe Karte: Marker 8). Dort angekommen, entdeckt Manuel nach kurzer Suche einen Dicken. Ich kann den Fisch bei bestem Willen nicht erspähen. Der Befehl kommt: 10 o'clock, 20m. Ich werfe, lasse mich in der Weit korrigieren und lege die Schnur gestreckt ab. Die Fliege landet auf dem Wasser, worauf ein gigantischer Schwall und eine große Staubwolke im Wasser zu sehen sind. Mein Kunst-Köder war direkt auf dem Kopf des Fisches gelandet und, klar, Comandante war damit, gelinde gesagt, nicht ganz zufrieden. Ich bekam die Info, der hatte so ca. 40lb und anschließend die Abschluß-Lektion: Nicht drauf, nicht drüber, nicht dahinter, sondern 1m davor im Sichtwinkel von 30 Grad. Ich dachte nur: Schlauer Lehrmeister und konnte nicht so richtig grinsen.
Dann Platzwechsel in das Hinterland auf die Flats zum Bonefish-Angeln, in der Hoffnung, daß der Himmel die Sonne frei gibt, denn nur so sind die Geister der Flats sichtbar. 30 Minuten fahren, Stunde fischen, 30 Minuten Rückfahrt zum Hafen – so der Plan. Leider, leider blieb im Anschluß die Sonne hinter den Wolken. 1 Stunde hat sich Manuel bemüht, aber es konnte kein Fisch ausgemacht werden und so ging entgültig ein sehr spannender Angeltag zur Neige.
Fazit: Absolut anspruchsvoller, spannender Sport mit Sucht-Gefahr. Der Guide bringt Dich schon in Hochform! 2 Tarpon gelandet, 4 versemmelt, ganz viel dazu gelernt. Wenn Du einmal in der Gegend bist, eine Tour mit FFTR und Guide Manuel kann ich Dir absolut empfehlen.